So nutzt du die Farbenlehre zur Wohnraumgestaltung
Farbpsychologie, Farbwahrnehmung und Farbmittel – das sind die drei Felder der Farbenlehre. Wir zeigen euch die Grundlagen der Farbenlehre und geben euch Anregungen für deren gezielten Einsatz in eurem Interior Design.
Was versteht man unter Farblehre?
Farben werden zwar über Licht transportiert, entstehen aber tatsächlich erst in unserer Wahrnehmung. Diese Wahrnehmung hängt nicht allein von uns, sondern vor allem von unserer Umgebung ab. Stellt euch folgende Situation vor: Ihr seht ein hellgrünes Auto im Licht der untergehenden Sonne. Ihr könnt sowohl das Grün des Autos, als auch den orangen Schein wahrnehmen, der es beleuchtet. Euer Gehirn kann beides trennen, weil es weiß, was es sehen sollte.
Wenn ihr hingegen dasselbe Fahrzeug durch eine abschirmende Pappröhre betrachtet und dabei die Umgebung nicht zu sehen ist, nehmt ihr das Auto als lachsfarben wahr. Das Gehirn ist dann nicht in der Lage, die verschiedenen Lichtwellen voneinander zu trennen.
Es sind diese Lichtwellen, die unsere Farbwahrnehmung entscheidend beeinflussen: Wird alles auf einen Gegenstand treffende Licht auf unsere Netzhaut zurückgeworfen (“remittiert”), sehen wir Weiß; wird alles Licht verschluckt (“absorbiert”), sehen wir Schwarz.
Die subtraktive Farbmischung
Die Farbmischung, die wir in der Schule lernen und die auch in der Malerei angewendet wird, heißt subtraktive Farbmischung. Aus den drei Grundfarben, den Primärfarben Gelb, Magenta und Cyan, können alle weiteren Farben gemischt werden. Die Mischungen werden dann zu Sekundärfarben wie Lila, Orange und Grün und zu Tertiärfarben wie Rotorange, Gelborange, Blaugrün etc.
Rot + Blau = Lila
Rot + Gelb = Orange
Blau + Gelb = Grün
Die Bauhaus-Farbenlehre
Es war der Schweizer Künstler und Bauhaus-Lehrer Johannes Itten (1888 – 1967), der – basierend auf dieser subtraktiven Farbmischung – seinen berühmten Farbkreis entwarf. Innerhalb dieses Kreises ist es möglich, sogenannte Farbtemperaturen zu unterscheiden: Alles von Blauviolett bis Grün zählt zu den kalten Farben, alles von Violett bis Gelb zu den warmen Farben.
Lasst euch aber von diesem Prinzip nicht einschränken. Denn die Palette an Farbtönen erweitert sich enorm, wenn ihr zum Mischen zusätzlich Weiß und Schwarz verwendet. Mögt ihr es ruhig und Ton in Ton, mischt eure bevorzugte Farbe jeweils mit Schwarz oder Weiß graduell dunkler oder heller. Ihr wollt es etwas aufregender? Dann helfen wir euch mit Tipps rund um das Thema Kontraste.
Welche Farbe steht für was?
Der Komplementärkontrast
Werft am besten einen Blick auf den Itten-Farbkreis: Die Komplementärfarben sind diejenigen, die sich im Kreis genau gegenüber liegen und somit die größte Verschiedenheit aufweisen. Dies ist der Fall bei Gelb und Lila, Blau und Orange sowie Rot und Grün. Das Tolle an Komplementärfarben: Sie verstärken ihre Leuchtkraft gegenseitig! Das Schwierige? Beim Mischen werden sie schnell mal zu Grau oder Schwarz.
Unser Tipp: Streicht eine Wand in einer eurer Lieblingsfarben und stellt kleine Möbel wie Kommoden oder Beistelltische in der jeweiligen Komplementärfarbe davor – auch komplementärfarbene Accessoires an der Wand, wie Bilder oder Uhren, bringen den Raum zum Leuchten.
Der Quantitätskontrast
Jeder Farbton besitzt seine eigene Leuchtkraft und Intensität, darum solltet ihr für ein harmonisches Ganzes auf das jeweils richtige Mengenverhältnis achten. Im Fall von Blau und Orange bietet sich zum Beispiel ein Verhältnis von 3:1 an. Strahlende Farben solltet ihr generell etwas behutsamer einsetzen. Da sich Leuchtendes optisch auf den Betrachter zubewegt, während dunklere Töne eher im Hintergrund bleiben, könnt ihr mit einem Highlight-Möbelstück vor einer gedeckten Wand den Eindruck räumlicher Tiefe erzeugen.
Der Hell-Dunkel-Kontrast
Vielfältige Kontraste ermöglicht auch die Kombination von dunklen und hellen Farben. Ihr könnt ganz einfach jeden beliebigen Farbton mit Schwarz oder Weiß aufhellen oder abdunkeln. So verstärkt ihr zum Beispiel den Kontrast zwischen einer gelben Wand und dunklen Nussbaum-Möbeln, indem ihr das Gelb durch eine Weißzugabe etwas heller macht.
Unser Tipp: Durch den gezielten Einsatz von Hell-Dunkel-Kontrasten verleiht ihr Räumen mehr Plastizität. Spielt mit den Möglichkeiten: Wie wäre es zum Beispiel mit zwei grauen Wänden? Vor der einen platziert ihr schwarze Möbel, an der anderen bringt ihr weiße Accessoires an.
Möchtet ihr einfach mit der Farbsättigung spielen? Dann mischt Grau hinzu und schon verlieren alle Farben aufgrund der so genannten Vergrauung an Intensität. Egal, für welchen Kontrast ihr euch entscheidet, mit unseren 12 Regalfarben und drei verschiedenen Holzeffekten bieten wir euch eine Riesen-Palette zur individuellen Gestaltung!
Was sollte man über Farben wissen?
Wenn ihr jetzt plant, euer Zuhause mit etwas Farbe umzugestalten, haben wir diese vier Regeln für euch:
1. Bleibt eurem Farbtyp treu. Ihr seid nicht der Mensch für leuchtende Knallfarben? Auch mit gedeckten Farben lassen sich wunderbare Effekte erzielen. Falls ihr euch an Neues wagen möchtet, geht besser nicht gleich in die Vollen, sondern tastet euch langsam an neue Farben heran.
2. Bedenkt die Raumnutzung. Was wollt ihr im jeweiligen Zimmer hauptsächlich tun? Arbeiten? Dann nutzt die Wirkung von Blautönen – die sollen die Konzentration anregen. Für Schlafräume ist es besser, “aufregende” Farben wie Gelb und Rot zu vermeiden.
3. Lernt euren Raum kennen. Überlegt gut, welche Flächen oder Ecken eines Raumes ihr besonders hervorheben möchtet. Gefällt euch das Konzept des quantitativen Kontrasts, dann ist es wichtig, dass das Verhältnis von Wänden, Möbeln und Accessoires zu den realen Gegebenheiten passt. Manche Farben brauchen viel Licht zum Strahlen – berücksichtigt darum eure Fenstersituation.
4. Prüft die Farben unbedingt zuhause. Klar, die erste Anlaufstelle ist der Baumarkt und womöglich verliebt ihr euch direkt vorm Farbmisch-Center in einen wunderschönen Ton, aber nutzt auf jeden Fall die Möglichkeit, euch eine Farbprobe mitzunehmen!
Die Beleuchtung im Baumarkt ist ganz anders als die in euren vier Wänden und wie ihr oben bereits gelesen habt, hat die Farbwahrnehmung sehr viel mit der Umgebung zu tun. Was euch im Markt gefällt, kann euch zu Hause enttäuschen … Das Gleiche gilt für Möbelfarben. Stellt euch eine kostenlose MYCS Musterbox zusammen – so könnt ihr in aller Ruhe prüfen, ob Farben und Stoffe euren Vorstellungen entsprechen.
Zuletzt aktualisiert am 3 April 2023