Slow Living als Wohntrend

Der Druck in unseren Leben nimmt gefühlt immer weiter zu. Mehr Menschen leben heute in den urbanen Zentren ihrer Länder als zuvor. Wir sind durch Internet und Smartphone 24/7 vernetzt und erreichbar, versuchen uns im Multi-Tasking zwischen Job, Freunden, Familie und Lebensverwirklichung. Um das alles unter einen Hut zu bekommen, rasen wir durchs Leben. Zeit für Pausen, für Erholung – am liebsten in der Natur – bleibt da oft wenig.
Dabei können wir uns als Generation, die größtenteils noch ohne Internet und Computer – ja sogar ohne Handy – groß geworden ist, noch gut an das schöne Gefühl erinnern, das wir hatten, wenn wir draußen mit unseren Freunden gespielt haben. Wir wissen noch wie es war, auf Bäume zu klettern, stundenlang in der Erde zu graben oder uns Höhlen aus Ästen zu bauen. Und wir vermissen dieses Gefühl. Wir vermissen es so richtig.
Kein Wunder also, dass wir uns heute wieder zur Natur zurück besinnen. Wir lieben die Technologie und Urbanität um uns herum, doch den Ausgleich zu deren Schnelllebigkeit suchen wir woanders. Wir sehnen uns nach Langsamkeit und Ruhe, nach Einfachheit und Natürlichkeit – und so langsam holen wir sie uns zurück. “Slow Living” ist ein Begriff, der schon seit einiger Zeit in verschiedene Lebensbereiche Einzug hält. Nun gelangt er auch an den Ort, den wir durch unser Schaffen absolut beeinflussen können: Unsere eigenen vier Wände, unseren heißgeliebten Interior-Bereich.
Slow Material: Natürlich und fair

Doch was bedeutet Slow Living als Trend für den Interior-Bereich überhaupt? Allem voran steht hier eine Rückbesinnung aufs Wesentliche, auf Wertigkeit und Natur. Wer sich “slow” einrichten will, wählt die Materialien mit Bedacht aus. Statt Plastik und Polyester gibt es hier Rattan, Holz, Leinen und Jute. Schöne Texturen, natürliche Materialien – beides ist ein Muss beim langsamen Wohnen. Alles, was aus der Natur kommt, sich warm und echt anfühlt und riecht. Alles, was ein Aufatmen in den eigenen vier Wänden möglich macht.
Der Fokus ist dabei jedoch nicht nur auf die Natürlichkeit gerichtet. Es spielt auch eine große Rolle, woher die Möbel und Dekoelemente stammen und welchen Impact Auswirkung ihre Produktion auf die Umwelt hat. Nachhaltigkeit und Ökologie sind dabei ebenso wichtige Aspekte wie die Fairness bei der Produktion. Das Merkmal “Made in Europe” darf beim Kauf also ruhig ausschlaggebend sein.
Slow Design: Geradlinig und schön
Auch in Sachen Ästhetik schaltet “Slow Living” als Trend ein paar Gänge runter. Laute Farben und überfüllte Räume sucht man hier vergebens. “Langsames” Einrichten bedeutet, übermäßigen Pomp und die damit einhergehende Reizüberflutung außen vor zu lassen. Design ist dabei organisch und man lässt Minimalismus mit Seele einziehen.

Gerade Linien, klare Designs; reduzierte Farbpalette – oft sogar nur uni – aus Beige-, Grau-, Nude- und Pastelltönen, manchmal mit einem Spritzer erfrischendem Pflanzengrün und immer kombiniert mit den natürlichen Qualitäten von Leinen, Jute oder Korb. All das zusammen entspannt unsere Sinne und gibt unserem Kopf wieder Raum, um unserer inneren Stimme zuzuhören. Natürliche und liebevolle Details bieten, sehr sparsam eingesetzt, zudem einen Anker für den eigenen Fokus, und dienen als kleine Altäre für die Praxis der Selbstliebe.
Slow Living: Eine Lebenseinstellung
Wer sich einmal dem “Green Lifestyle” verschrieben hat, der wird wohl auch kaum vor Slow Living als Einrichtungstrend halt machen oder ist vielleicht sogar schon voll dabei. Für alle, für die das Konzept neu ist, aber sich darin wiederfinden, mag die Umsetzung erst einmal schwierig klingen. Schließlich haben wir doch alle unsere unnatürlichen Plastikleichen im Möbelkeller.
Slow Living bedeutet deshalb auch, sich mit seinem Besitz auseinanderzusetzen, alte Gewohnheiten abzustreifen, übermäßigen Konsum abzulegen, sich wieder mehr auf sich und das eigentliche Leben zu konzentrieren und es möglichst in vollen Zügen zu genießen – aber bitte gaaanz langsam!