Marmor: Vier Arten des Trendmaterials
Er lässt sich polieren, schleifen, satinieren, bürsten oder bleibt „antik“: Marmor. Das Gestein gilt seit jeher als edles Material, doch in letzter Zeit entwickelt es sich im Interior Design zum immer beliebteren Blickfang und wird als einer der Trends 2017 und 2018 gehandelt – auch außerhalb von prunkvollen Hallen. Dabei gilt: Marmor ist nicht gleich Marmor. Der aus dem Altgriechischen stammende Begriff bedeutet nicht nur „gebrochener Stein“, sondern auch soviel wie „glänzend“ oder „schimmernd“ und wird kulturell für alle dekorativen, polierbaren Kalksteine mit marmorierter Struktur genutzt. Was es mit den verschiedenen Gesteinsarten auf sich hat, erfahrt ihr in der Infobox unten, welche Vielfalt er bietet, lest ihr hier.
Weißer Carrara Marmor: Der Klassiker
Der in der Toskana bei Carrara abgebaute Carrara Bianco ist einer der bekanntesten Marmorarten – und zählt wissenschaftlich gesehen zum eigentlichen Marmor. Er wurde bereits im antiken Rom abgebaut, besticht durch sein strahlendes Weiß und findet sich im Dom von Florenz sowie im Petersdom wieder. Außerdem zierte er das World Trade Center.
Je nach Mineralisierung erscheint der Carrara mit den typischen grauen Marmorierungen oder auch rein in Weiß. Während die strukturierte Variante in der Inneneinrichtung besonders beliebt ist – sei es als Tischplatte, im Treppenhaus oder als Fliesen – ist der Statuario genannte reinweiße Marmor das Material für Bildhauer. So war es auch Michelangelo, dem Carrara seit der Renaissance seine Berühmtheit verdankt.
Übrigens: Nicht verwertete kleine Teilblöcke werden zu Marmorstaub zermahlen und dann in der Zahnpasta-, Scheuermittel-, Glas- und Papierherstellung verwendet. Sogar die Pharmaindustrie nutzt den Staub – zum Beispiel für Tabletten zum Knochenaufbau.
Grüner Guatemala Marmor: Der Elegante
Wie Carrara ist Verde Guatemala ein umgewandelter Kalkstein, zählt jedoch aufgrund seiner Bestandteile zu den sogenannten Serpentiniten – die bei manchen Völkern als Schutzstein gegen das Böse genutzt werden. Sein kühles Dunkelgrün wird selten von weißen Quarzadern durchzogen, sodass der Guatemala in sanften Schattierungen marmoriert ist.
Obwohl der Name etwas ganz anderes vermuten lässt, wird dieser Naturstein in Indien abgebaut und dort auch unter dem regionalen Namen Rajasthan Green gehandelt. Aufgrund seiner ruhigen Optik ist er für großformartige Wandverkleidungen beliebt, findet aber insbesondere wegen seines satten Grüns auch bei Designermöbeln Verwendung.
Brauner Emperador Marmor: Der Harmonische
Der Marron Emperador ist ein brauner Kalkstein aus Spanien, dessen auffällig abwechslungsreiche Marmorierung zwischen blassem Hellbraun und kräftigem Dunkelbraun changiert, mitunter durchzogen von weißen Linien. Seine klassische Erdfarbe schafft Harmonie und wirkt – für Marmor – außergewöhnlich warm.
Schwarzer Marquina Marmor: Der Kontrastreiche
Der Nero Marquina ist ebenfalls ein spanischer Kalkstein, der, wie sein Name verrät, in Schwarz daherkommt und in Marquina sowie in Aulestia abgebaut wird. Sein besonderes Merkmal: die ausgeprägte weiße Maserung. Dieser Marmor ist nicht frostbeständig und somit ausschließlich für den Innenbereich geeignet. Er ist sowohl für Tische als auch für Böden im Schachbrettmuster äußerst beliebt.
Pflegehinweise für unserer Marmorplatten
Du hast dich für einen Tisch mit glänzendem Marmor entschieden, natürlich willst du sein subtiles Schimmern für immer erhalten. Und das ist gar kein Problem. Marmor ist nämlich zum Glück ein unempfindliches Material und daher leicht zu reinigen.
Für die Grundreinigung reicht es schon, wenn du deine Tischplatte mit einem Mikrofasertuch mit Wasser und ein wenig Allzweckreiniger abwischst. Hartnäckige Flecken kannst du hingegen mit einem gewöhnlichen Haushaltsschwamm entfernen.
Nach der Reinigung wünscht sich dein Tisch ein wenig Pflege. Gut für den Glanz deines Marmortischs sind vor allem Pflegemittel, die Wachs enthalten. Auch pures Naturwachs ist bestens dafür geeignet. Kaufst du ein Pflegemittel, lies vorher besser nach, ob es auch wirklich für Marmor geeignet ist. In der Regel sollte das auf der Packung stehen. Beim Einsatz eines solchen Pflegemittels, genau wie bei Wachs, solltest du besser sparsam sein. Weniger ist hier definitiv mehr.
Eine Stelle hat beim Reinigen doch ein wenig ihres natürlichen Glanzes verloren? Dann kannst du mit einem simplen Haushaltstrick nachhelfen. Einfach ein paar Tropfen Baby- oder Speise-Öl auf einen Lappen träufeln und damit die stumpfe Stelle aufpolieren. Fertig!
Du musst also nicht unbedingt zu teuren oder scharfen Mitteln greifen, um deinen Marmor schön zu halten. Eins solltest du aber dennoch beachten: Als natürlicher Kalkstein ist Marmor säureempfindlich. Säurehaltige Reiniger wie z. B. Essig oder Zitronensaft können deshalb die Platte angreifen. Lass also lieber deine Finger von solchen Mitteln und gönne deinem Marmor stattdessen eine etwas fettigere Pflege!
Wissenswertes: Marmor – kleine Natursteinkunde
Der Kulturbegriff Marmor, also was wir weithin als Marmor verstehen, ist petrographisch (Petrographie = Gesteinskunde) gesehen ungenau. „Echter“ Marmor, wie der weiße Carrara, ist ein Umwandlungsgestein (Metamorphit), dessen Hauptbestandteil Calcit vor über 30 Millionen Jahren unter hohem Druck und hohen Temperaturen zusammengepresst wurde. Dies geschah, als sich die Kontinentalplatten Afrikas und Europas aufeinander schoben und die apuanischen Alpen bildeten. Auch Serpentinite, wie der grüne Guatemala, zählen zu den Umwandlungsgesteinen, da auch sie wie Marmor unter hohem Energieaufwand gepresst wurden. Ihre Hauptbestandteile sind jedoch nicht Calcit, sondern sogenannte Serpentinminerale.
Kalksteine, wie der braune Emperador und der schwarze Marquina, bestehen genauso wie petrographischer Marmor hauptsächlich aus Calcit – die unterschiedlichen Farben entstehen durch beigemengte Mineralien. Sie wurden jedoch nicht umgewandelt, sondern sind biogen oder chemisch entstanden. Biogen bilden Korallen und Mikroorganismen Kalk, chemisch wird Calciumcarbonat durch Ausfällung aus Wasser gelöst. Sowohl Kalkstein als auch Marmor und Serpentinite zählen zu den Weichgesteinen, die sich ohne zu zerbrechen leicht bearbeiten und schön polieren lassen.
Zuletzt aktualisiert am 3 April 2023