Aalto Möbel: Gebogenes Holz für wunderschöne Formen
So wie Charles und Ray Eames arbeitete auch Alvar Aalto gemeinsam mit seiner Frau an Gebäuden, Möbeln und Accessoires. Er und Aino Marsio-Aalto gründeten zusammen mit Maire Gullichsen und Nils-Gustav Hahl die bis heute bestehende weltbekannte Marke Artek. Besonders mit seinem Bugholzmobiliar gehört er zu den Designern, deren Entwürfe niemals zu altern scheinen. Wir geben euch ein paar Einblicke in sein Leben und Werk.
Ein finnischer Architekt namens Alvar
Für Alvar Aalto, 1898 in Kuortane, Finnland geboren, stand der Berufswunsch Architekt schon früh fest. Darum absolvierte er direkt nach dem Abitur ein Praktikum bei einem Architekten – der ihm im Übrigen von diesem Beruf abriet und Aalto stattdessen empfahl, Zeitungsredakteur zu werden.
Davon unbeeindruckt, studierte er von 1916 – 1921 Architektur in Helsinki. Sein Plan, direkt in der Hauptstadt zu arbeiten, schlug allerdings zunächst fehl, doch auch davon ließ sich Aalto nicht unterkriegen. Seinen ersten Auftrag erhielt er von seinem Vater, der sich sein Haus nach den Entwürfen des Sohnes umbauen ließ. 1923 eröffnete Aalto sein erstes Architekturbüro in Jyväskylä – im Keller eines Hotels. In den ersten vier Jahren als Architekt besserte er dann unter dem Pseudonym Remus tatsächlich sein Einkommen als Redakteur einer Tageszeitung auf.
In Schwung kam Aaltos Karriere, als er 1929 den Wettbewerb um den Bau des Sanatoriums von Paimio gewann, für das er unter anderem den Paimio Chair entwickelte. Das nach seiner eigenen Einschätzung jedoch wichtigste Möbel kreierte er 1933 für die Bibliothek in Viipuri. Ihr kennt es hundertprozentig, es ist der Birkenholz Hocker No. 60. “Was, der ist gar nicht von Ikea?” ruft ihr vielleicht erstaunt. Nein, das Möbelhaus baut den Klassiker lediglich nach – mit vier statt drei Beinen und für ein Zehntel des Preises.
Der Designer Alvar Aalto
Unter dem Einfluss des deutschen Bauhaus wurde Alvar Aalto zum Wegbereiter der Moderne. Er entwarf mit großer Leidenschaft Gebäude und Möbel, aber auch Textilien und Glaswaren. Bekannt ist Aalto vor allem für die organischen Formen seiner Designs.
In der Architektur war sein Bestreben stets die optimale Verbindung von Gebäuden und Landschaft. Auch in Deutschland finden sich einige seiner Bauwerke. So gewann er 1959 den ersten Preis für den Entwurf der Essener Oper. Diese wurde zwar erst 1988, 12 Jahre nach seinem Tod fertiggestellt, trägt aber bis zum heutigen Tag den Namen ihres Designers: Aalto-Musiktheater. Das Gebäude repräsentiert Aaltos Humane Architektur, die sich das Wohlbefinden der Menschen im Gebäude zum obersten Ziel gesetzt hat. Mit den organisch fließenden Formen und dem hellen Granit erinnert das Theaterhaus im Innern an skandinavische Landschaften. Der Bezug zur Natur findet sich schließlich bis in die kleinsten Entwürfe: Eines seiner berühmtesten Designerstücke – die Aalto-Vase – ist einem See nachempfunden.
Wegen seiner Naturverbundenheit setzte er bei seinen Entwürfen überwiegend auf Holz. Das Schlüsselelement für dessen Verarbeitung war ein von ihm entwickeltes und patentiertes Holzverformungsverfahren, mit dem er zahlreiche Möbelentwürfe realisierte.
Übrigens: Alvar Aalto war zweimal verheiratet. Von 1924 – 1949 mit Aino Marsio und nach deren Tod ab 1952 mit Elissa Mäkiniemi. Auch sie war Architektin und Designerin.
Auf dem Friedhof Hietaniemi in Helsinki fanden alle drei in einem gemeinsamen Grab die letzte Ruhe.
Zuletzt aktualisiert am 12 Mai 2023